Brief an die Freunde der Gemeinschaft al-Khalil (Abrahams der Freund Gottes) 2007
DEIR MAR MUSA, DEIR MAR ELYAN,
STUDENTATO SAN SALVATORE-CORI (Italien)
Eine Aussergewöhnliche Einleitung:
Liebe Freunde, wir befinden uns in einer akuten Finanzkrise. Immerhin haben wir keine Schulden, und könnten auch keine machen, da wir keine Hoffnung auf Einnahmen haben, die uns die Rückzahlung größerer Summen ermöglichen würden. Die Ursachen unserer Krise liegen im zu langsamen Aufschwung des regionalen Tourismus, in der Verringerung bzw. im Ausbleiben einiger bis jetzt regelmäßiger wesentlicher Unterstützungsgelder, in der Erhöhung der Lebenskosten, im stärkeren Kurs der syrischen Lira gegenüber dem Dollar und dem Euro und der dringenden Hilfe für Arme, unter ihnen viele irakische Flüchtlinge. Einige von Euch haben uns immer wieder wissen lassen: „Wenn ihr Schwierigkeiten habt, lasst es uns wissen; Eure Nöte sind auch unsere Nöte. Lasst uns mit euch träumen, lasst uns fühlen, dass Mar Musa zu uns gehört.“
GRÜSSE
Es ist bei uns seit einigen Jahren Brauch, Euch diesen Brief zu schicken - mit mehr oder weniger Verspätung -, und wir hofften diesmal, euch rechtzeitig unsere herzlichen Grüße zu Weihnachten und zum neuen Jahr schicken zu können. Während wir euch schreiben, wird gerade die muslimische Pilgerfahrt nach Mekka durchgeführt und wir sind geistlich mit unseren Freunden und ihren Familien in dieser Zeit der Gnade und der Vergebung verbunden.
Am Abend treffen sich in unserer schönen Klosterkirche Pilger und Reisende aus vier Kontinenten, um gemeinsam eine schweigende Meditation und die Messe zu begehen. Das Gebet ist überwiegend in Arabisch, der liturgischen Sprache, in welcher wir uns liebevoll der islamisch-christlichen Freundschaft und unserer gemeinsamen Anbetung des Barmherzigen weihen. Die Anbetung des fleischgewordenen Wortes in der Grotte von Bethlehem ist das Symbol des verlorenen und wiedererstandenen Friedens. Muslime beten Gott, den Einzigen, an, der sich dem Innersten jedes Glaubenden mitteilt. Diese beiden Arten, sich mitzuteilen, sind keine getrennten Kulte, sondern bilden gemeinsam die aufrichtige Antwort des Herzens auf die Liebe des Höchsten. Mit einem Journalisten aus Shanghai sprachen wir über die Christen und Muslime, die über den Himalaja ins China des Mittelalters kamen. Gemeinsam träumten wir von einem Ort für junge Menschen durch den Himalaya, wo sie Harmonie und Verständigung zwischen religiösen Traditionen und Glaubensüberzeugungen üben könnten.
Die monastische Gemeinschaft:
Der Dezember ist in Deir Mar Musa stets den geistlichen Exerzitien gewidmet. In diesem Jahr leitet Sr. Huda die Exerzitien des Novizen Youssef, nachdem bis jetzt nur Pater Paolo diesen Dienst geleistet hat. Huda ist nach einem sehr guten Studienabschluss in Rom jetzt wieder voll im Leben von Deir Mar Musa und strahlt, wie es ihre Art ist.
Wir sind in diesen Tagen dabei, die Enzyklika von Papst Benedikt über die Hoffnung zu lesen und zu kommentieren, die uns erneut veranlasst, über den Sinn unseres Lebens, Betens, Arbeitens, unseres Dialogs usw. nachzudenken. Wir haben beschlossen, den Pessimismus zu bekämpfen, der ein Gift ist, das alles schwarz erscheinen lässt und einen schließlich tötet. In der Gemeinschaft, in unseren Beziehungen und Programmen versuchen wir, für die Hoffnung offen zu sein. Die Hoffnung ist wahr, bescheiden und gegenwärtig selbst in den Einzelheiten und Brechungen des täglichen Lebens, das schon das Leben des Himmelreiches ist.
Dieses Jahr gab es so viele Zeichen der Hoffnung bei uns. Im September wurde Jihad in seinem maronitischen Heimatdorf zum Diakon ordiniert, umgeben von der Zuneigung seiner Freunde und Verwandten. Bitten wir darum, dass trotz seiner Krankheit sein Vater bei der Priesterweihe im Juli nächsten Jahres dabei sein kann.
Diane hat nach zwei Jahren des Volontariats und einem Jahr als Postulantin eine geplante Wallfahrt durch den Mittleren Osten zu Fuß mit einem Esel zurückgestellt, um im September zur Vigil des Kreuzfestes ins Noviziat einzutreten. Im Januar werden sie und Huda zum Fluss Jordan pilgern, um den Taufplatz des Herrn zu besuchen (der zugleich der Ort der Entrückung des Propheten Elias und des Übergangs der Bundeslade und, uns noch näher, der Ort des Rückzugs Mariens, der Ägypterin, ist). Die Franziskaner vom Berg Nebo hatten zuvor schon Paolo und Butros sehr warm empfangen, und die Freundschaft zwischen unseren beiden Kommunitäten wächst.
Paolo ging zusammen mit einer Gruppe der internationalen Abrahamweg- Initiative bis an den Jordan. Auch Butros besuchte allein diesen einzigen Punkt im Heiligen Land, den auch arabische Christen noch aufsuchen können. Dies ist für uns wie ein Versprechen, eines Tages in Frieden Nazareth, Bethlehem, Jerusalem und das Grab Abrahams (al-Khalil), unseres gemeinsamen Patriarchen, in Hebron besuchen zu können.
Seit Oktober lebt Daniel, einer unserer Novizen, einen großen Teil der Woche mit Pater Jacques im Kloster Mar Elyan in Qaryatayn, um sich für die Prüfungen der Mittelschule vorzubereiten. Auch Diane kommt dorthin, um Arabisch zu lernen und bietet dafür Französisch-Unterricht für die Kinder ihrer Lehrerin, einer Islamwissenschaftlerin, an. Deir Mar Elyan beginnt, wieder aufzuerstehen. Ein Teil des neuen Hofes ist bereits in Gebrauch, und die wieder aufgebaute Kirche erfreut sich des Gebets der kleinen monastischen Gruppe.
Im September hat uns die Mutter von Pater Jacques verlassen. Dies war ein einschneidender Augenblick für uns alle, da Frau Imelda uns, besonders in den letzten Jahren in Qaryatayn, gewissermaßen adoptiert hatte. Das Begräbnis in Aleppo, mit den Schwestern, der Tochter Victoria und unserer Gemeinschaft um Jacques, tröstete alle. Wir spürten, dass diese Welt dazu da ist, eine neue Welt zu offenbaren, eine Welt, die vom Licht Christi erleuchtet ist, der Sonne, die niemals untergehen wird.
In Cori (in der Nähe von Rom) vertiefen unsere Studenten Jens, Jihad und Deema weiterhin die Beziehung zur Pfarrgemeinde, die sie beherbergt. Unser Haus St. Salvator ist auch ein Ort der Begegnung und des gemeinsamen Gebets mit den östlichen Christen und der muslimischen Gemeinschaft. Es wäre gut, eine Bruderschaft gründen zu können, um diese Präsenz unserer Ausstrahlungskraft an diesem Ort zu sichern und zu einem Kontaktpunkt mit den italienischen Freunden zu machen.
Im Sommer fuhr Jens wieder für einen Monat in den Iran, um unser Beziehungsnetz dort weiter zu knüpfen, das uns in den nächsten Jahren eine bleibende stabile Präsenz ermöglichen könnte. Wir denken an Täbris, aber es ist noch nicht sicher.
Unsere englische Freundin Mary, seit dreissig Jahren Psychotherapeutin in der Toscana, lebte ein ganzes Jahr mit uns in Deir Mar Musa, um auf ein Zeichen vom Himmel zu warten. Dann kehrte sie für einen Monat nach Italien zurück, wo sie von einem unbekannten Geisteskranken angegriffen und in große Gefahr gebracht wurde. Der Herr stand ihr bei und jetzt geht es ihr besser. Viele Menschen hier erwarten dringlichst ihre Rückkehr nach Syrien: irakische Flüchtlinge, Mitglieder der Gemeinschaft, Personen in Nöten, viele Freunde.
Globetrotter
Paolo hat dieses Jahr mit seinen Reisen wohl übertrieben: nach den drei Tagen im Dezember 2006 in Finnland und der üblichen Reise nach Europa im Februar 2007, unter anderem zum Fundraising, war er im Mai in Neuseeland zu einem Seminar der UNO für die „Alliance of Civilisations“. Im Juli war er in der Bretagne, um an einem islamisch-christlichen Pilgerweg der sieben Heiligen teilzunehmen und endlich das Grab seines verehrten Meisters Louis Massignon zu besuchen. Dann reiste er weiter in die USA zu zwei Jesuitenseminaren in New York und Washington, die dem Dialog mit dem Judentum und dem Islam gewidmet waren. Im September reiste er in den Nordirak, um chaldäischen und syrischen Geistlichen in Mossul geistliche Exerzitien anzubieten. Diese solidarische Beziehung mit den Irakern und unseren Freunden der dortigen Kirche ist sehr bedeutsam für uns. Wir versuchen, in diesen extrem harten Umständen dort konkret zu helfen, soweit wir können, auch wenn es wenig ist. Im Oktober besuchte Paolo den Vatikan, wo er den neuen Präsidenten des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog, Kardinal J.L. Tauran sowie den neuen Präfekten der Kongregation für die Ostkirchen, Kardinal L. Sandri treffen konnte. Beide Treffen waren eine Quelle enormer Freude und Tröstung für Paolo. Hier möchten wir auch unsere Dankbarkeit für Kardinal Moussa Daoud (unseren Bischof und Patriarchen in den 90-er Jahren) noch einmal äußern, der nach seinem Weggang nach Rom auch von dort aus unser Wachstum begleitet hat. Er brachte dort wichtige Fragen vor, die dabei halfen, das Urteil des Heiligen Stuhles über den Wert und die Gültigkeit unseres Rufes und unserer theologischen Aussage speziell zum Thema der Beziehung zwischen Islam und Christentum zu verändern und voranzubringen. In Barcelona leitete Paolo geistliche Einkehrtage für die Leiter der Gemeinschaft der „Arche“ von Jean Vanier für Menschen mit einer geistigen Behinderung. Schließlich kam er noch nach Paris zu einem Kolloquium über die Zukunft der Christen des Ostens, welches von Quai d´Orsay finanziert wurde. In seiner Ansprache wandte er sich gegen den weit verbreiteten Pessimismus. Er sprach von einer Vision, in der weder Islam und Christentum in Konkurrenz zueinander stehen, noch sich die Gesellschaften weiter säkularisieren (was allerdings eher unwahrscheinlich sei). Er schlug vor, eher von pluralistischen Entwicklungen zu sprechen, die auf kulturelle und theologische Komplementarität hinzielen und auf einem gemeinsamen Leben und konvergenten Hoffnungen gründen.
Die Gemeinschaft in der Ortskirche
Wir erkennen die Bedenken unseres Bischofs, des Msgr. George Kassab, und die der Kommunität wegen der vielen Reisen von Paolo an, gerade in dieser Phase unseres Klosters, in welcher die Kirche eine klarere Berufung für unser Kloster ausarbeitet. Paolo besteht darauf, dass seine Reisen eine aussergewöhnliche Erfahrung waren, die ihn die universale Bedeutung unserer abrahamitischen Ausrichtung und das gemeinsame Gefühl von Frauen und Männern aller Kontinente für Frieden in Gottes Gerechtigkeit spüren ließ
Bischof Kassab hielt es für seine Pflicht, die Schwierigkeiten noch einmal zum Ausdruck zu bringen, die einige Vertreter der Ortskirche im Hinblick auf unser Engagement im Dialog und auf das geplante Projekt haben, ein interreligiöses Besuchszentrums im Bereich des Naturparks im Tal von Deir Mar Musa zu errichten. Die Gemeinschaft hat sich ganz in den kirchlichen Dialog eingelassen und wieder einmal spürten wir die Kraft und Tragfähigkeit des Gebets, das Wege zu einer wunderbaren und unerwarteten Verständigung öffnet. Gebet macht den Gehorsam gegenüber der kirchlichen Hierarchie fruchtbar, sogar dann, wenn er uns viel abverlangt. Jetzt gehen die Dinge, Gott sei Dank, wieder viel besser. Aber wir haben beschlossen, Entscheidungen in bezug auf die kanonische Grundlage unserer Kommunität zu verschieben, auch wegen der unsicheren Situation unserer Syrischen Kirche im Ganzen. Wir gehen Schritt für Schritt und so weit wie irgend möglich im Sinne der Kirche voran, getröstet und gestärkt durch die Anerkennung unserer Klosterregel in Rom. Es sind nun schon fünfundzwanzig Jahre, dass der Herr einem jungen italienischen Jesuiten seinen Weg gezeigt hat. Seit mehr als zwanzig Jahren wachen die lokale Kirche und der Heilige Stuhl in Rom aufmerksam unsere Reise und ermutigen uns zu unserem Weg. Versuchen wir also, zu vertrauen und heiter zu sein.
Das kulturelle Engagement
Im Juli hielten wir wie jedes Jahr ein Seminar ab. Wegen der negativen kirchlichen Reaktionen mussten wir diesmal auf die ausdrücklich interreligiöse Zielsetzung des Seminars verzichten und auf die interkulturelle Schiene ausweichen. Das Resultat war sehr ermutigend: Etwa hundert junge Menschen jeglicher gesellschaftlicher Herkunft aus der syrischen Gesellschaft diskutierten und interagierten drei Tage lang über das Thema: „Interkulturelle Begegnung und Jugend von morgen“. Der Eindruck aller war, dass es sich lohnt, diesen Weg auch in Zukunft zu gehen, die Presse interessierte sich mit großer Sympathie für die Initiative, und die jungen Leute werden uns weiterhin besuchen. Während dieses Seminars wurde auch ein Workshop für interkulturellen Musikdialog mit jungen europäischen Barock-Musikern und ihren arabischen Kollegen durchgeführt. Nach zwei Probetagen führten sie im Besucherzentrum für unseren Bischof und mehr als 500 Zuhörern aus Nebek ein inspirierendes Konzert. Diane präsentierte die Stücke mit Leidenschaft auf Arabisch, und die Musiker vermittelten ein sehr effektvolles und tröstliches Gefühl von Harmonie und ernsthafter Schönheit. Auch der zweite Abend in Hama war ein Erfolg.
Im Oktober, kurz nach dem Ramadan, eröffneten wir unsere kleine, aber wertvolle Bibliothek als Ausdruck unserer Dankbarkeit gegenüber allen Personen und Institutionen, die uns beim Aufbau und Weiterentwicklung geholfen hatten. Wir bedanken uns außerordentlich beim Oeuvre d`Orient (einer Pariser katholischen Organisation), die uns beim Bau des neuen Lesesaals unterstützt hat. In den letzten Jahren hat die Bibliothek vom Engagement zweier französischer Volontäre des SCD (Kooperationsdienst Entwicklung, Lyon) profitiert: Eglantine und, seit 2006, Nathalie. Eglantine ist nach Frankreich zurückgekehrt, wird aber weiterhin mit uns zusammen arbeiten und bereitet ein Buch über die Theologie des Dialogs mit Paolo vor. Nathalie ist schon vielen von euch bekannt, versieht sie doch mit Meisterschaft und liebevoller Geduld das komplexe Sekretariat des Klosters. Prof. Consorti von der Stiftung Remo Orseri und der Universität Pisa, kam in Vertretung des Präsidenten der Stiftung, Prof. Pietro Scoppola, dem dieses Treffen sehr wichtig gewesen war, den aber der Herr wenige Tage vorher abberufen hatte. Die Stiftung Orseri steht uns seit vielen Jahren zur Seite und unterstützt unser kulturelles Engagement. Der neue Präsident, Prof. Andrea Riccardi, Gründer der Gemeinschaft von Sant`Egidio, ist ein alter und sehr lieber Freund von Paolo, und wir freuen uns auf die zukünftige wirksame Zusammenarbeit.
Die bei der Eröffnungsfeier Anwesenden waren qualifiziert und motiviert. Der örtliche Mufti versicherte uns seiner Solidarität und betonte den Wert des Buches als Ursprung der Weltdeutung. Ein intensiver Moment des Schweigens und Betens, den wir dem Gedenken unseres Freundes und Lehrers Pietro Scoppola widmeten, gab unserem Treffen zusätzliche Bedeutung, indem er jeden Einzelnen von uns zu größerer Verantwortung aufrief. Weiterhin kamen Vertreter verschiedener lokaler Bibliotheken und Universitäten zusammen um in einem Runden Tisch über die Herausforderungen heutiger Bibliothek nachzudenken. Am nächsten Tag hielt Prof. Consorti im Italienischen Kulturinstitut in Damaskus eine Konferenz über das Konzept des säkularen Staates in der mediterranen Region, die sehr warm aufgenommen wurde. Texte zu dieser Tagung werden auf unserer Website und auf derjenigen der Stiftung Orseri publiziert werden.
Das Verlagshaus
Adib und Huda leben nun in Nebek in einem alten, restaurierten Haus, das dem Kloster gehört, und haben ein süßes Mädchen bekommen. Adib ist nun für die Publikationen des Klosters verantwortlich, Huda arbeitet als unsere Buchhalterin. Unser vom Staat anerkanntes Verlagshaus heisst Dar el-Khalil li’n-Nashr (Verlagshaus al-Khalil), ein Name, der sich auf Abraham, den „Freund Gottes“, bezieht. Einen Band über „Die Problematik der Anerkennung des Anderen“ haben wir schon herausgegeben, eine Übersetzung von Beiträgen über das Heilige Land von Louis Massignon und eine Zusammenfassung über ein ökumenisches Jugendtreffen 2001 mit dem Titel „Ich werfe meine Hoffnung auf Dich“. In Vorbereitung sind eine Sammlung von Konferenzskripten über „Geistliche Erfahrung und ihre soziale Auswirkungen“, eine Übersetzung des Geistlichen Verzeichnisses des seligen Charles de Foucauld sowie ein Liederbuch.
Zwei junge Freunde aus Damaskus arbeiten mit Adib und Jens, um eine arabische Website zu kreieren. Sie heisst: „Al-Khalil“. Wenn sie fertig ist - bald Inschallah! - findet ihr den Link auf der Website von Deir Mar Musa.
Umwelt und Landwirtschaft
Raphael, unser Volontär vom DCC (Katholische Delegation für Kooperation), arbeitet seit Oktober bei uns in Deir Mar Musa. Er ersetzt Stephane Heudes, der nach einem Jahr fruchtbringenden Dienstes seine Verlobte in Algerien gefunden hat. Zu seiner ewigen Erinnerung bleibt uns der neue prächtige Taubenschlag, der bald eine kräftige Erhöhung von Proteinen für unsere Kost liefern wird. Stephane hatte auch das Wachstum des Agrarprojektes von Qaryatayn überwacht und die Kooperation mit dem CCFD (Katholisches Komitee gegen Hunger und für Entwicklung) entwickelt.
Raphael, auf landwirtschaftliche Entwicklung spezialisierter Ingenieur, ist 26 Jahre alt und glücklich, Gott und dem Kloster zu dienen. Vor zwei Jahren hatte er schon einmal drei Monate mit uns verbracht. Nach einem Monat geistlicher Einkehr mit Paolo ließ er sich taufen. Er hatte nun den Wunsch geäußert, zurückzukehren und die Gemeinschaft besser kennen zu lernen.
Im April begingen wir zum zehnten Mal unseren „Tag der Umwelt“ mit verschiedenen lokalen Partnern. Dieses Jahr ging es um die wissenschaftliche, kulturelle und soziale Dynamik in bezug auf den Park und das Besuchszentrum. Diese und andere Aktivitäten wurden durch die Großzügigkeit der deutschen Hanns-Seidel-Stiftung finanziert, die uns seit vielen Jahren treu unterstützt und uns auch hilft, unsere Laienmitarbeiter technisch auszubilden.
Das vierte Bienenzucht-Seminar hielten wir dieses Jahr im November ab. Es ist interessant festzustellen, dass es sich um eine von den Muslimen sehr gelobte Aktivität handelt, welche die Bienen nach einem Lobspruch im Koran als ein kleines Volk von Gläubigen betrachten.
Der Bau von Deir el-Hayek und Deir el-Huqab
Im Dezember 2007 wurde das Dach des letzten wichtigen Flügels des für das Projekt von Deir el-Hayek, bekannt auch als Frauenkloster, mit armiertem Zement fertiggestellt. Wir haben nun bereits 15 Schlafzimmer in voller Funktion, eine Küche für Gruppen, einen Raum für Gespräche, einen Mehrzweckraum (100 Plätze) einen Vorraum mit einem Oratorium, der sich in den Grotten der antiken Eremiten befindet, Vorratsräume, Toiletten, Speicher und Keller. Wir rechnen damit, 2008 sechs weitere Zimmer und Toiletten, eine Kapelle für 30 Menschen, eine Wäscherei und eine kleine Küche in Betrieb nehmen zu können. Wir werden so 21 Zimmer haben. Wir möchten den Dienst der geistlichen Einkehr (Exerzitien) und der theologischen Kurse neben den interreligiösen Treffen weiter entwickeln und hoffen, die Arbeiten mit eurer Hilfe in ein paar Jahren zu beenden. Es fehlen noch 4 Zimmer, ein großer Wasserbehälter und ein Mauergürtel von 30 m Länge von den abgelegeneren Zellen längs der Mauer, wo es möglich ist. Es bleibt noch abschließend der Aufzugturm zu erwähnen, der auch als Glockenturm dienen kann, und dann muss noch die Zufahrt repariert werden, um sie für evtl. nötige Transporte von Menschen in Not geeignet zu machen.
Viele von euch erinnern sich noch an die Stallung in den Grotten nördlich des Klosters (Deir el-Huqab). Die Ziegen und die Mönche hatten eine gute Nachbarschaft entwickelt. Dann, infolge der Errichtung des Parks, mussten wir die Unterkunft der Ziegen an einen anderen herrlichen Ort im Westen (am Ort der großen, 1989 errichteten Garage) verlegen. Dort ist auch ein Raum für den geistlichen Rückzug von Paolo, der die Messe mit den Hirten einer christlichen Beduinenfamilie von Qaryatayn feiert. Die alte Stallung und die Grotten sind nun in acht Zimmer und Toiletten für Mönche und Besucher verwandelt worden. Das berühmte Maultier hat uns für bessere Weiden verlassen und sein Stall ist in ein Hühnerhaus verwandelt worden. Hunde, Katzen, Tauben und Hühner fressen alle aus der gleichen Futterkrippe! Auch die Vögel und der Fuchs kommen gerne vorbei.
Die Heizung
Wir möchten unseren Gästen immer einen ruhigen und bequemen Ort anbieten können, der Erholung und dem Gebet gewidmet. Von Anfang an haben wir als Heizung Ölöfen benutzt, die berühmten sobias. Sie sind ein wenig schädlich für die Gesundheit und kompliziert zu bedienen; man kann sie während der Nacht nicht brennen lassen, und so leiden die Gäste oft unter der Kälte. Der Winter ist auf 1300 m Höhe streng und lang, und wir suchen eine leistungsfähigere und umweltfreundlichere Lösung. Deshalb möchten wir eine Gas-Solar-Zentralheizung im alten Teil des Klosters, das von den Besuchern und für das gemeinsame Leben stärker genutzt wird als andere Teile des Klosters, installieren. Die Freunde aus dem Vicentino werden versuchen, uns technische Hilfe zu leisten, aber wir müssen noch weitere kälteempfindliche Wohltäter finden müssen, um das zu erreichen. Dieses Unternehmen dürfte die Gastlichkeit komfortabler gestalten und so die Präsenz von Gästen erhöhen, wovon letztendlich auch unser finanzielles Gleichgewicht abhängt.
Die Wohnungen in Nebek
Ihr wisst ja, dass wir vor einigen Jahren ein großes Haus, eigentlich eine Ruine aus dem 19.Jahrhundert, in Nebek gekauft haben. Jetzt sind der Abbruch, der Transport der Steine zum Kloster von el-Hayek sowie die Montage fast abgeschlossen. Das Grundstück in Nebek ist nun frei, um Wohnungen bauen zu können, die wir den Laienmitarbeitern anbieten können. Konkret handelt es sich bei der Hausfrage darum, dass viele Jungen gezwungen sind,zu emigrieren und die Frage der Eheschließung bis in ferne Zukunft aufzuschieben. Das bebaubare Grundstück hat etwa 500 Quadratmeter und es können zwei Stockwerke mit einem schönen Hof gebaut werden, um acht Familien beherbergen zu können. Wir haben eine befreundete Stiftung dafür interessiert und warten auf Antwort..... Wir lassen es euch wissen. Es handelt sich um ein wichtiges Projekt, mit dem das gesellschaftliche und interreligiöse Gleichgewicht des Dorfes Nebek aufrechterhalten werden kann. Dort riskiert die christliche Gemeinde, wegen der regionalen und internationalen Emigration unter ein Prozent zu rutschen.
Das Besuchszentrum
Wir möchten Euch kurz über die positive Entwicklung unseres Projekts, ein Besuchszentrums zu bauen, auf dem Laufenden halten, das direkt mit der Entwicklung des Parks verbunden ist und in Partnerschaft mit der staatlichen Verwaltung und lokalen Nichtregierungsorganisationen durchgeführt werden soll. Der syrische Staat hat 35 Hektar zu diesem Projekt beigetragen, wird aber im Besitz dieses Landes bleiben. Unser Kloster wird mit lokalen Dienstleistern zusammenarbeiten und dadurch den Tourismus in der Gegend managen. Bald wollen wir einen Ort für den Empfang von Gästen einrichten und – sofern wir die nötigen Gelder zur Verfügung haben – auch einen Campingplatz einrichten. Eine Gruppe von Partnern bereitet entsprechende Projekte vor, wie z.B. kunsthandwerkliche Aktivitäten, Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte und die Fertigung von traditionellen Textilien, Keramik und Kupferware. So Gott will, wird dieses Projekt sowohl in Deir Mar Musa als auch in Qaryatayn realisiert werden.
Wir planen, mit europäischer Finanzierung und der Zusammenarbeit mit der COSV in Mailand, einen Wettbewerb für Studenten der Architektur und der Schönen Künste durchzuführen. Die Teilnehmer werden eingeladen, in der Konzeption und Planung eines touristisch-spirituellen Ortes für Reisende im Mittleren Osten ihre Hoffnungen auf interreligiöse und interkulturelle Harmonie auszudrücken. Die kirchliche und soziale Situation erlaubt uns nicht, das Ziel näher zu beschreiben, aber wir hoffen, dass sich dies sogar als nützlich herausstellen wird, weil die Studierenden zur Kreativität angeregt werden, anstatt bei ihrer Arbeit Klischees zu nutzen. Wir möchten eine künstlerische Ernte einbringen, die das kollektive symbolische Unbewusste und die reichen lokalen Traditionen mit dem Bewusstsein für die heutige Jugend zusammenbringt. Die besten Projekte werden in zwei Ausstellungen in Damaskus und in Deir Mar Musa im September und Oktober im Anschluss an den Event „Damaskus 2008, Hauptstadt der arabischen Kultur“ gezeigt werden.
Qaryatayn
Die großzügige Spende einer syrischen Familie erlaubte uns, den Bau des neuen Kreuzgangs von Deir Mar Elyan weiterzuführen, wohin bereits Pater Jacques mit Daniel und einigen zeitweiligen Gästen umgezogen ist. Die Gemeinschaft ist oft zu Tagen der Ruhe und des brüderlichen Austauschs dort zu Besuch.
Was die Landwirtschaft angeht, gehen wir große Schritte vorwärts sowohl, was die Produktion von Olivenöl angeht, als auch die anderen Erzeugnissen, besonders medizinisch nutzbare Pflanzen. Der Verkaufsladen ist fast fertig und befindet sich unmittelbar am Eingang des Klosters, die hohe Kuppel erhebt sich über die Bäume in ihrer Umgebung. Der leichte Zugang zum Kloster zieht eine große Zahl von Besuchern aus dem nahen Dorf, hauptsächlich Muslime, an, die für einen Kirchenbesuch und zu einem Familienpicknick kommen. Gruppen aus Pfarreien und Verbänden beginnen unser Kloster zu besuchen, und auch immer mehr Touristen kommen auf dem Weg nach oder auf der Rückkehr von Palmyra in unserem Kloster vorbei.
Auf Wiedersehen
Wir sprechen allen, die den Brief ganz gelesen oder auch nur hineingeschaut haben, unsere Anerkennung aus... Von Herzen bedanken wir uns bei Ihnen allen!
Wir hoffen, uns in Syrien wieder zu sehen, in Italien (Cori), oder wo immer sich unsere Wege kreuzen. Bleiben wir in dieser Solidarität und Empathie des Denkens, in dieser Freundschaft auf allen Ebenen, welche die Kirche die „Gemeinschaft der Heiligen“ nennt. Die Vereinigung der Seelen im Gebet ist das universalste Element der Religionen und sein gemeinsamer bestimmender Faktor. Wir erfahren es als Segnung, die Möglichkeit zu haben, mit unserer Berufung zu leben, mit der Ermutigung und der Unterstützung durch Euch. Wir sind in Gedanken bei Euch.
Mit guten Wünschen, in Freundschaft,
die Gemeinschaft von Al-Khalil