Wir haben einige gute Neuigkeiten, die wir Euch gerne mitteilen wollen.
Im April 1997 wurde Pater Paolo wieder in der Gesellschaft Jesu aufgenommen. Während der Verhandlungen mit dem Bischof und der Gemeinschaft Jesu erlebte die Klostergemeinschaft eine Zeit der Unsicherheit, aber auch eine Zeit der Offenheit für den Herrn. Einige Monate lang teilte Paolo seine Zeit zwischen der Klostergemeinschaft, einigen maronitischen Gemeinden und dem Bau eines Exerzitienhauses als Assistent eines älteren Jesuiten. Endlich im Oktober kehrte er ganz nach Deir Mar Musa zurück. Paolo arbeitet jetzt an der Gründung des Klosters. Er erhielt diese Mission auf Verlangen des örtlichen Bischofs von der Gesellschaft Jesu. Dies waren wirklich gute Neuigkeiten für jeden. Die Kirche bewies ein gutes Urteilsvermögen. Für die Freunde von Mar Musa, für Paolo und die Jesuiten und nicht zuletzt für die Gläubigen, für die es schwierig war die Spannung zwischen der persönlichen Berufung und der Institution anzuerkennen, war dies eine grosse Genugtuung. Wir wollen dem Herren dafür danken.
Der Frühling 1997 sah mit der Fertigstellung des östlichen Brunnens (350 m tief) einen erschöpfenden Erfolg. Dieser Brunnen versorgt nun die Zisternen und Tanks des Klosters sowohl mit Trinkwasser als auch mit Nutzwasser. Ein Bewässerungssystem speist mehr als 1000 neu gepflanzte Setzlinge in einer grossen Einfriedung im Tal. Sie gehört zu unserem Experimentes, in dem wir die Verträglichkeit von dornigen Pflanzen -im Speziellen wilder Mandeln- und Ziegenhaltung untersuchen.
Nach dem erfolglosen letzten Versuch unseren, unglückseligen und teuren westlichen Brunnen, der im landwirtschaftlichen Teil des Grundbesitzes des Klosters liegt, zu retten, haben wir uns endlich geschlagen gegeben. Und wir begannen von neuem - der vierte Versuch innerhalb zehn Jahren am selben Ort. Es kostete uns sechs Monate Arbeit. Einmal ertranken die Arbeiter beinahe in einem plötzlichen Hochwasser und das Brunnenloch war zweimal verstopft. Am Ende war der Bohrkopf in 460 m Tiefe verschüttet. Es blieb nichts anderes übrig als den Brunnen zu testen. Was wir 1998 in einer Märzen Nacht während eines Gewitters und bei schüttenden Regen taten. Nach Stunden der Qual der Ungewissheit der Enttäuschung wurde das warme, lehmige in spasmischen Rhythmus austretende Wasser von den durchweichten Nonnen, Mönchen, Arbeitern und Freunden mit einem Schrei und Tränen der Freude begrüsst. Ein Ziegenbock wurde sofort über dem Brunnen geopfert. Als er gebraten war, floss das Wasser klar und stetig.
Der Brunnen arbeitet nun zuverlässig und versorgt Domenicos Einsiedelei, die Weizenfelder und die Fruchtbäume. Im Notfall kann er auch das Kloster versorgen. Es mag nicht sofort einleuchten warum diese Geschichte so wichtig ist, Doch man muss sich vor Augen halten, dass der Wassermangel das Leben im Kloster unmöglich machte. Allerdings, Wasser aus solcher Tiefe ist teuer und wir versuchen wo immer möglich Regenwasser einzusetzen.
Am 31. März 1998 hielten wir einen Workshop über die Möglichkeit das Gebiet um das Kloster herum zu einem geschützten Versuchsgelände zu erklären. Er war von Vertretern der lokalen Behörden, verschiedener Ministerien - einschliesslich dem Ministerium für Umwelt -, Vertretern der FAO und der IPGRI besucht. Ein zweijähriges Projekt mit der Schweizer Regierung als Hauptpartner begleitet von einer Beteiligung der Kirche in Frankreich geht jetzt zu Ende. Wir suchen nach neuen Institutionen, die uns unterstützen können.
Und jetzt der wichtigste Teil unserer guten Neuigkeiten: Die Weihe von Schwester Elena Bolognese. Seit dem Ende des Noviziats studiert Elena Theologie in Mailand. Im April 1998 kam sie nach Deir Mar Musa zurück. Während der Messe am Dienstag nach Ostern, die im syrischen Ritus auf Arabisch gefeiert wurde, brachte sie ihren Willen aus, sich dem Herrn in dieser Form des monastischen Lebens zu weihen, die sich in Gebet, Gastfreundschaft, Arbeit und in der besonderen Liebe für Männer und Frauen die Gott in der Islamischen Religion finden verwirklicht. Danach schnitt der Leiter der Gemeinschaft ihre Haare und wusch ihre Füsse. Elena legte dann den klösterlichen Habit und den Schleier an. Danach warf sie sich in die vier Richtungen des Universums nieder und erhielt das Kreuz. Alle Anwesenden beglückwünschten sie, d.h. die Gemeinschaft und eine kleine Anzahl von engen Freunden.
Elena ist die erste Schwester, die ihre Gelübde abgelegt hat. Allerdings sind wir immer noch weit davon entfernt, die kirchliche Zustimmung für unsere Lebensweise zu erhalten. Auf der Basis des dritten Entwurfs unserer Regel führen wir einen intensiven Dialog mit unserem Bischof Musa.
Huda und Renate werden, so Gott will, als Nächste ihre Gelübde ablegen.
In diesem Zusammenhang wird deutlich wie notwendig ein eigenes Gebäude für die Frauen ist. Auch die stetig steigenden Bedürfnisse der Gastfreundschaft und anderer Dienstleistungen - z. B. die Bibliothek - verlangen, dass wir dieses Projekt in Angriff nehmen. Es ist schon jetzt nötigt die Gebäude für die Mönche zu vergrössern. Eigentlich haben die Arbeiten schon begonnen. Wir sind dabei grosse Mengen von Baumaterial von alten Häusern in Nebek zu sammeln, unter anderem auch wundervoll verzierte alte Mauersteine. Die Seilbahn geht vor und zurück beladen mit Steinen für das Kloster. Wieder einmal werden wir auf einer Baustelle leben. Und sollte, wie wir hoffen, das Projekt der Restaurationsausbildung in der Kirche wirklich wieder beginnen, dann werden wohl einige von uns wieder in den Höhlen leben müssen.
In den nächsten Jahren werden wir mit der Hilfe der Europäischen Union unser Angebot zur Ausbildung zu interreligiösen Dialog, Kulturaustausch und Theologie für interessierte Personen aus dem In- und Ausland, der syrischen Kirche(-n) und auch für Mitglieder unserer Gemeinschaft aufbauen und ausbauen.
Pater Jacque wird seine liturgischen Studien im Libanon bis Sommer 1999 fortsetzen. Boutros hat seine einmonatigen Exerzitien beendet und ist jetzt ein guter Ziegenhirte. Er ist auf dem Wege ein guter Mönch zu sein. Jens trägt das Gewicht des Einflusses der Informations Technologie auf das klösterliche Leben.
Nach dem Melken der Ziegen und dem Sonnenuntergang versammeln wir uns in der Kirche und ziehen uns die weissen Gewänder zum Gebet an. Wir bedecken den Kopf so wie es alle Semiten tun. Die Hymne des Lichts, die Niederwerfungen zum Trisagion, "Herr, erbarme Dich ..." im Rhythmus des Herzes bis zum Vaterunser und dem Ave Maria. Das Atmen der Gemeinschaft bringt Rhythmus in das des Einzelnen, weil jeder sich bemüht, im Rhythmus des Geistes zu atmen. Dann setzen wir uns, vergegenwärtigen uns die Stationen des Tages. Am Morgen: die Ziegen und kleine Aufgaben, dann um sieben im Morgengebet die Psalmen - einer der Verse bleibt den ganzen Tag haften. Eine Lesung aus der Bibel, eine andere aus den Werken der Kirchenväter oder eines anderen für uns wichtigen Textes - am Ende steht das Fürbittgebet, das für unser Leben zentral ist. An den meisten Tagen haben wir eine Katechese oder einen Beitrag eines Gastes... es ist schon neun Uhr und Frühstückszeit. Die Zeit vergeht bei der Arbeit wie im Fluge. Das Mittagessen ist um drei. Der Nachmittag ist ruhiger.. ein Schläfchen, Lesen, Gespräche mit Gästen. Habe ich während des Tages Pause gemacht und mich an den Herrn erinnert? Morgen habe ich meinen Tag der Exerzitien, der es mir ermöglicht meine Tage zu ordnen.
Nun endlich sitze ich hier, und biete diesen Tag, die Gemeinschaft, dem Wort mit offenen Händen das Gebet Ruhe.
Dies ist der Mittelpunkt unserer Berufung. In dieser Stille schöpfte uns der Herr, es ist hier wo wir und Er uns gegenseitig erwählen. Jens' Flöte überrascht uns, die Stunde war nicht lange. Die Eucharistiefeier tritt machtvoll aus der Stille. Noch einmal während des Fürbittgebets werden die Gemeinschaft, die Familie, die Freunde, diejenigen, die uns helfen, diejenigen, die bedürftig sind, die Toten und, immer wieder, die islamische Welt und die Kirche dieses Landes bewusst gemacht.
Es ist kurz vor zehn, schnell abendessen, wenn Du Lust hast, gute Nacht. Mönche und Gäste schliessen die alte Tür des Klosters hinter sich und gehen in ihre Räume. Noch ein paar Minuten unter den Sternen. Dankbarkeit durchströmt uns.
Mit viel Liebe in Jesus Christus
Die Gemeinschaft von Deir Mar Musa